Ich gebe zu, der November auf Mallorca hat seinen ganz eigenen Charme, aber nicht unbedingt so, wie es die Hochglanzmagazine beschreiben. Die goldenen Herbsttage strahlen ihre sanfte Wärme aus, doch die Einheimischen – ja, auch ich zähle mich mittlerweile dazu – sprechen ernsthaft vom „Winter“. Es sind 15 bis 20 Grad, und trotzdem zieren Plaids die Sofas, und aus so manchem Kamin steigt Rauch auf, als stünden wir kurz vor einer nordischen Kaltfront. „Wir gehen in den Winter,“ sagt man mir, mit einem wissenden Lächeln, das nicht ohne Ironie ist.
Wenn das Thermometer sinkt, fängt die Gemütlichkeit an
Das Wetter im November ist, sagen wir, erfrischend. Es kühlt ein wenig ab, die ersten Nebelschwaden ziehen über die Olivenhaine, und wenn ein kurzer Regen die Felder erfrischt, meint man fast, die Erde aufatmen zu hören. Die Natur begrüßt den Regen, die Mallorquiner begrüßen die Jacke – oder zumindest das, was hier als Jacke durchgeht. Die kühlen Abende bieten eine besondere Ruhe, und ehrlich gesagt, ist es genau das, was ich an dieser Zeit so liebe. Die Touristen sind abgereist, die Strände leer, und die Dörfer erwachen zu einer Gelassenheit, die man so nur jetzt im Jahr findet.
Das Winter-Ritual auf der Insel: Ein Schauspiel der Gemütlichkeit
Während wir also sanft in die herbstliche Frische gleiten, erleben wir kleine Rituale, die den November ausmachen. In den Häusern werden alte Wollplaids hervorgeholt und über die Lehnen geworfen, als ob eine Lawine droht. Aus den Küchen steigt der Duft der ersten „Bunyols“ auf – frittierte Teigbällchen, die wir traditionell zu Ehren der Schutzheiligen verzehren. Es hat etwas Feierliches, ja, beinahe Behagliches, wie die Insel sich auf den Winter vorbereitet. Und wenn ich ehrlich bin, macht mich diese mallorquinische Art der Wintervorbereitung lächelnd: ein ganzes Schauspiel, das mit einer fast kindlichen Hingabe inszeniert wird.
Auf den Feldern und in den Gärten: Die Erde zur Ruhe betten
Auch draußen ändert sich alles. Die Olivenbäume sind geerntet, die Gärten erhalten eine letzte Pflege, bevor die Ruhe der Natur einkehrt. Wer genauer hinschaut, bemerkt das Wissen, das hier von Generation zu Generation weitergegeben wird: Man schneidet, bindet und bereitet die Erde für die kommenden Monate vor. Es ist der sanfte Übergang, der die Landschaft, das Leben und das Herz der Mallorquiner in Einklang bringt. Alles geht langsamer – die Arbeit, die Spaziergänge, das Leben selbst.
Der November: ein Geschenk für die, die Mallorca lieben
Und dann sind da die wenigen Besucher, die jetzt noch kommen – sie wissen, was sie hier erwartet. Eine Insel, die das volle Sonnenlicht der Sommermonate in ein sanftes Herbstlicht getaucht hat. Wanderungen durch ruhige Wälder, leere Strände und eine Gelassenheit, die den November zur schönsten Zeit des Jahres macht. Die Einheimischen nicken mir zu: „Jetzt ist es wieder unser Mallorca.“ Und während ich im Café sitze und einen heißen Café Cortado trinke, spüre ich, dass sie recht haben. Jetzt gehört die Insel uns – bis der Frühling die ersten Sonnenhungrigen zurückbringt.
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