RESSORT   „Reportagen • Mallorca entdecken • Mallorca geniessen”

Mallorcas Bio-Szene

Mallorca, den 27. Dezember 2018
Britt Müller hat Mallorcas Bio-Sektor aufgemischt. Als Dinkelbäckerin, als Vizepräsidentin der Zertifizierungs-Behörde für Öko-Landbau, als Ladenbesitzerin und auch als Therapeutin. Die Sauerländerin erzählt uns, wie alles kam und gibt uns Tipps.
TEXT   isla Redaktion (bk)
FOTO   Gunnar Knechtel

TAGS   Algaida Artà Bioszene auf Mallorca Essen & Trinken Leben und Stil Manacor Palma de Mallorca

WARUM SIND SIE NACH MALLORCA GEZOGEN?
Ich hatte immer Fernweh, schon mit zwölf habe ich gemerkt, dass Deutschland nicht mein Land ist. Auf Mallorca sind für mich die Türen aufgegangen.

WIE WAR MALLORCA, ALS SIE KAMEN?
Ich bin vor 18 Jahren gekommen, damals habe ich eine Kooperation mit einem Biobauern begonnen, der schon lange aktiv war, aber von den meisten belächelt wurde: Biel Oliver. Seine Finca Es Vinyol in Manacor gibt es immer noch. Jetzt ist er pensioniert. Damals haben die Leute bei ihm gekauft, weil es besser schmeckte, nicht aus Überzeugung. Ich habe Dinkelbrote gebacken, das Getreide kannten die Mallorquiner damals nicht.

HEUTE GILT DIE INSEL JA ALS BIO-INSEL.

Die Leute haben sehr schnell ihr Kaufverhalten verändert, wir sind hoffentlich bald so weit wie in Deutschland. Fast alle Supermärkte haben Bioprodukte, viele Leute kaufen nur noch Bio. Anfangs war Bio nur was für Menschen, die gerne lesen, mittlerweile wissen ganz viele Leute, wie gesund und gut Bioprodukte sind, nicht nur für den Körper, sondern auch für die Erde. In vielen Dörfern gibt es Vorträge und Kurse, viele organisiert der Verband der Ökobauern, APAE¬MA,
es gibt mittlerweile mehr als 600 zertifizierte Biobauern auf Mallorca. Das hat sich ganz stark verbreitet.

SIE WAREN VIER JAHRE LANG VIZEPRÄSIDENTIN DER ZERTIFIZIERUNGS-BEHÖRDE FÜR ÖKO-LANDBAU AUF DEN BALEAREN. WAS HABEN SIE ERREICHT?
Meine Zeit fiel mit dem Beginn der Krise 2008 zusammen und mit einer Regierung, die von Bio nichts wissen wollte. Wir bekamen kaum Subventionen. Die Politiker wollten uns regelrecht aushungern. Viele Mitarbeiter haben monatelang ohne Bezahlung gearbeitet, das hat mich sehr beeindruckt. Wir konnten trotzdem die Vorteile des Biolandbaus bewerben, auf Messen, mit mehrsprachigen Broschüren und bei Vorträgen. Das mit der Zertifizierung war damals echt schwierig, wir hatten ja fast keine Leute! Heute ist der Verband stark gewachsen, auch dank der grünen Regierung.

HABEN SIE BETRUG FESTGESTELLT?
Man hört ja immer wieder von Schummeleien auf dem Bio-Markt.
Nein. In meiner Zeit beim Consell Balear de la Producció Agrària Ecològica (CBPAE), also bei der Zertifizierungs-Behörde, lernte ich so gut wie alle Biobauern kennen. Die allermeisten sind Idealisten, die aus Überzeugung arbeiten. Das ist auch nicht so einfach: Es werden regelmäßig Bodenproben genommen und die Produkte werden untersucht. Wer schummelt, kriegt die Lizenz entzogen und muss eine Strafe zahlen. Heute ist die Gefahr da auch deshalb gering, weil die Nachfrage groß ist. Biobauer zu sein lohnt sich!

HAT DAS AUCH MIT DER INTERNATIONALEN BEVÖLKERUNGSSTRUKTUR ZU TUN?
Auf jeden Fall. Umgang mit anderen Kulturen steckt bekanntlich an. Viele Deutsche leben hier etwas vor. Der große Markt zieht wiederum Unternehmen an, die auf Mallorca viele potenzielle Kunden haben.

ERZÄHLEN SIE UNS VON IHRER BACKSTUBE?
Die Bäckerei war für mich ein guter Einstieg, um Menschen kennenzulernen und um Spanisch und Mallorquinisch zu lernen. Ich habe Brot, süßes und salziges Gebäck hergestellt, am Ende auch für Hotels, Restaurants und Bioläden. Darüberhinaus stand ich einmal die Woche selbst auf dem Markt. 95 Prozent meiner Kunden waren Mallorquiner. Das Mehl war selbst gemahlen, frisch und volles Korn! Die Arbeit war sehr kraftraubend, am Ende habe ich 154 Brote täglich gebacken, und zwar ohne Mischmaschine. 2006 wurde die Backstube zu klein, ich konnte keine Bestellungen mehr annehmen. Da war der Punkt erreicht: entweder vergrößern oder verkaufen. Ich habe verkauft, denn ich wollte meinen eigentlichen Beruf wieder ausüben. Die Backstube gibt es noch, Albert Masnou macht das jetzt weiter, in Porto Cristo.

WAS IST IHR EIGENTLICHER BERUF?
Ich habe ursprünglich Hotelfachfrau gelernt. Dann bin ich schwer krank geworden und kam mit Reiki in Kontakt. Das habe ich gelernt, nach 5 Jahren war ich Meisterin und habe noch weitere Ausbildungen gemacht als Health Coach und zur Entgiftungsbegleitung. Danach habe ich als holistische Energietherapeutin gearbeitet. Das konnte ich hier aber anfangs nicht ausüben, weil ich kein Spanisch sprach.

UND JETZT SIND SIE SO WEIT?
Ja! Zwischenzeitlich hatte ich noch einen Bioladen, ich bin selbst Veganerin und habe deshalb viele vegane Produkte angeboten. Jetzt arbeite ich aber endlich wieder als Therapeutin: im Yoga-Hotel Son Mola Vell und in meiner Praxis in Manacor. Das ist ideal für mich.

Das Beste der Insel

Auf zehn Prozent der Agrarflächen Mallorcas wird ökologische Landwirtschaft betrieben. Für Kunden, Besucher und Touristen wird die Auswahl immer größer.

BIOKISTEN

Això és vida
(Online-Bestellen und
Abholen an Sammelstellen)
Tel: 663 84 65 78

Va de Bio
Online-Bestellung,
Auslieferung in 15 Dörfern
www.vadebio.bio

Manacor
Son Ravanell
Camí de Conies
Vertrieb an 18
Verbrauchergruppen
www.sonravanell.wixsite.com/grupo-eco

Terra Nova
Obst und Gemüse
Tel: 630 18 23 40
huertologico@hotmail.com
www.facebook.com/terranova.
fincaecologica

BRITTS TIPPS:

HOFLÄDEN

PETRA
Sa Teulera
Eigenes Obst und Gemüse
und Bioladen
Ctra. Manacor-Petra Km 4
Tel: 971 183 474
www.ecosateulera.com

SANTANYÍ
Bioverdura
Ökologisch gezogene Setzlinge
Km 5,5 de Santanyí MA 6100
Huerto de Ses Salines
Tel: 693 768 015
www.bioverdura.com

CALA RATJADA/CAPDEPERA
Binifela
Obst, Gemüse, Eier, Fleisch
Pi de S‘Horta 3
Tel: 649 036 413
www.binifela.com

PORTO CRISTO
Ecoforn Més que pa
Biobäckerei
C. Mediterrani 2
Tel: 615 91 09 92

LLUBÍ
Casadojo
Obst, Gemüse, Fleisch,
Eier, Milchprodukte
Camí Vell d’Inca-Llubí
polígon 5, parcel·la 467
Tel: 664 65 43 57

MANACOR
Es Vinyol
Obst und Gemüse
Camí Son Fangos Km 3
Tel: 971-55 29 09

BIOMÄRKTE ODER MÄRKTE MIT BIOPRODUKTEN

PALMA
Plaça Bisbe
Berenguer de Palou
Plaça Patines
Di und Sa: 9-13 Uhr

SANTA MARÍA DEL CAMI
Placa de la Vila
So: 9-13 Uhr

BIOLÄDEN

PALMA
Lo Vegano
Veganer Supermarkt
C. Caro, 34
Tel: 971 72 51 75
www.lovegano.com

MANACOR
Ecomercat
Ronda del Port, 22
Tel: 97 183 79 69
www.ecomercat-herbasana.com

ARTÀ
Naturàlia
Avinguda Costa i Llobera 51
Tel: 616 298 880
www.naturaliatenda.
wordpress.com

MANACOR
Sa Cantonada
Saludable
C/ Coves del Drach, 2
Tel: 871 988 614
www.sacantonadasaludable.com

RESTAURANTS

MANACOR
Plaer vegetarià
Vegetarisch
C. Creuers 1
Tel: 971 55 55 04
Öffnungszeiten: eingeschränkt
www.facebook.com/plaer.vegetaria

FELANITX
Sal-Marina
Vegetarisch
C. Gregal 7
Di-So: 13-16 Uhr

INCA
Es Ginebró
Vegetarisch
C. Bisbe Llompart 124
Tel: 640 37 89 32
Mo-So: 13-16 Uhr
Di-Sa: 20-23 Uhr
www.es-ginebro.com

PALMA
Compost Vegano
Vegan
C/ Rubén Darío, 4
Tel: 971 09 27 05
Mo-Sa: 13-16 Uhr
www.facebook.com/
compostvegano/

PORT DE POLLENÇA
Bella Verde
Vegetarisch
Carrer Monges 14
Tel: 675 60 25 28
Di-So: 8.30-0.00 Uhr
www.restaurantbellaverde.
wixsite.com/bellaverde

PALMA
Bon Lloc
Vegetarisch und vegan
C. Sant Feliu, 7
Tel: 971 718 617
Mo-Sa: 13-16 Uhr
Di-Sa: 20-23 Uhr
www.bonllocrestaurant.com

ALGAIDA
Es Pontet
Vegetarisch
MA-15e Ctra. Vella,
Palma-Manacor Km 22
Nur mit Reservierung!
Tel: 630 39 39 54
www.facebook.com/EsPontet/

PALMA
Restaurant
Eco-Vegetarià
Vegetarisch
C. Comte de Barcelona, 26
Tel: 971282562
Mo-Sa: 13.15-16.00 Uhr
und 20.30-23.00 Uhr
www.ecovegetaria.es

Stand: 2017
Britt Müller & Joan Adrover

Gleichgesinnte die seit Jahren auf Bio setzen

Eine Liste mit 129 zertifizierten Bioproduzenten auf der Insel Mallorca gibt es auf der Webseite des balearischen Ökolabels Connell Balearen de la Producció Agrària Ecològica (CBPAE):
www.cbpae.org

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