Mallorca auf der “No List” von Fodor’s? Das klingt erst einmal dramatisch. Der renommierte US-Reiseführer rät seinen Lesern tatsächlich davon ab, 2025 auf die beliebteste Ferieninsel Europas zu reisen. Der Grund: Die Insel sei – man glaubt es kaum – zu beliebt.
Doch bevor jetzt die Koffer mit Badehandtüchern gegen die Strände von Norddeutschland getauscht werden: Es handelt sich nicht um einen Boykottaufruf, sondern um eine Mahnung. Eine Mahnung, dass selbst paradiesische Orte wie Mallorca unter ihrem Erfolg leiden können.
Ein Opfer der eigenen Schönheit
Mallorca sei einfach zu atemberaubend schön, zu kulturell bedeutend und zu faszinierend, so Fodor’s. Genau das wird der Insel jedoch zum Verhängnis. Ferienwohnungen ersetzen Mietwohnungen für Einheimische, die Mietpreise explodieren, und die Natur bekommt die Touristenschwärme auch zu spüren. Die Regierungen, so der Vorwurf, stellen die Bedürfnisse der Urlauber über die der Inselbewohner – was für Letztere verständlicherweise schwer zu ertragen ist.
Warum auch die Urlauber leiden
Aber auch für Touristen läuft nicht alles glatt. Überfüllte Strände, lange Warteschlangen vor Sehenswürdigkeiten und der spürbare Unmut der Einheimischen machen den Urlaub weniger paradiesisch. Niemand möchte schließlich auf einer Insel unterwegs sein, in der er sich wie ein Eindringling fühlt.
Kein Boykott, aber ein Weckruf
Fodor’s stellt klar: Die “No List” soll keinen wirtschaftlichen Boykott auslösen. Stattdessen möchte man auf die Missstände aufmerksam machen. “Der erste Schritt zur Lösung eines Problems ist, anzuerkennen, dass es eines gibt.” Mit anderen Worten: Mallorca muss aufwachen, bevor aus dem Paradies ein Albtraum wird.
Amsterdam macht es vor
Dass es auch anders geht, zeigt Amsterdam. Die niederländische Hauptstadt hat drastische Maßnahmen gegen den Overtourism ergriffen: Kreuzfahrtschiffe dürfen nicht mehr anlegen, die Zahl der Ferienwohnungen wurde um 30 Prozent reduziert, und neue Hotels? Werden gar nicht erst gebaut.
Mallorca könnte von diesem Ansatz lernen. Weniger Kreuzfahrtschiffe, strengere Regeln für Ferienvermietungen und ein Fokus auf nachhaltigen Tourismus könnten die Balance zwischen Touristen und Einheimischen wiederherstellen.
Mallorca: Ein Weckruf, keine Absage
Die Aufnahme auf die “No List” sollte Mallorca nicht als Schlag, sondern als Chance sehen. Es ist eine Aufforderung, sich neu zu erfinden und langfristig für Einheimische wie Urlauber lebenswert zu bleiben. Vielleicht zeigt die Insel 2025, dass sie mehr ist als Sonne, Strand und Sangria – nämlich ein Ort, der den Mut hat, sich selbst zu schützen.
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