Mallorca, die unbestrittene Königin des Mittelmeers, muss sich bei den Frühbuchern erneut einem alten Rivalen stellen: der türkischen Riviera, genauer gesagt Antalya. Laut Benjamin Jacobi, Vorsitzender der TUI Deutschland Geschäftsführung, liegt Antalya momentan bei den deutschen Frühbuchern vorne. Doch die Gründe für diesen Vorsprung reichen tiefer als reine Beliebtheit.
Antalya profitiert von FTI-Insolvenz – Mallorca trotzt den Zahlen
Dass Antalya aktuell führt, hat weniger mit einer Schwäche Mallorcas zu tun, sondern vielmehr mit der Übernahme großer Kontingente des insolventen Reiseveranstalters FTI durch TUI. Diese Kapazitäten liegen vor allem in der Türkei, während auf Mallorca vergleichsweise wenig hinzugekommen ist.
Trotzdem hält sich die Baleareninsel wacker: Die Buchungszahlen für Mallorca 2024 liegen über denen des Vorjahres. „Mallorca ist und bleibt ein Klassiker“, erklärte Jacobi auf einer Pressekonferenz am 5. Dezember (Quelle: TUI Pressekonferenz, 05.12.2024). Gleichzeitig wies er darauf hin, dass sich das Blatt, wie im Winter 2023/24, im Frühjahr wieder zugunsten Mallorcas wenden könnte.
Kritische Stimmen: Massentourismus ohne Grenzen?
Die steigenden Zahlen mögen auf den ersten Blick beeindruckend wirken, doch hinter der Fassade tun sich zunehmend Fragen auf. Mit über 12,8 Millionen Touristen allein bis Oktober 2024 hat Mallorca schon jetzt neue Höchstmarken erreicht. Diese Entwicklung stößt auf der Insel nicht nur auf Begeisterung. Proteste gegen den Massentourismus wurden zuletzt lauter, doch TUI-Sprecher Aage Dünhaupt wiegelte während der Pressekonferenz ab: „Unsere Pauschalurlauber sind nicht das Problem. Diese Urlaubsform ist gut planbar und annehmbar“ (Quelle: TUI Pressekonferenz, 05.12.2024).
Für Kritiker der Rekordbesucherzahlen ist diese Sichtweise jedoch zu einseitig. Mehr Gäste bedeuten mehr Verbrauch: Wasser, Energie, Ressourcen. Besonders Mallorcas Wohnungsnot wird durch die touristische Nachfrage verschärft.
Wohnraumkrise: TUI plant, Fortschritte fehlen
Der Tourismuskonzern TUI zeigt sich bemüht, zumindest symbolisch auf die Wohnungsproblematik Mallorcas zu reagieren. Bereits im Frühjahr erklärte CEO Sebastian Ebel in einem Interview mit der Mallorca Zeitung, dass TUI Wohnraum für Mitarbeiter und andere von der Wohnungsnot Betroffene schaffen möchte (Mallorca Zeitung, 20.06.2024).
Darüber hinaus äußerte Ebel Verständnis für die Proteste gegen den Massentourismus auf der Insel und betonte die Notwendigkeit, die Anliegen der Anwohner ernst zu nehmen (Mallorca Zeitung, 18.08.2024).
Die Frage, wie lange die Insel diesen Druck aushalten kann, bleibt jedoch offen. Explodierende Mieten, ein Mangel an erschwinglichem Wohnraum für Einheimische und die zunehmende Abhängigkeit vom Tourismus belasten das soziale Gefüge Mallorcas.
Mallorca: Zwischen Rekorden und Verantwortung
Dass Mallorca trotz aller Herausforderungen weiterhin wächst, verdeutlicht die Stärke der Destination – und auch ihre Zerbrechlichkeit. Während die Buchungszahlen Mallorca 2024 steigen, bleibt der Weg zu einem nachhaltigeren Umgang mit den Ressourcen und den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung weit.
Die Zukunft der Insel wird davon abhängen, wie sie mit dem Spagat zwischen Wachstum und Nachhaltigkeit umgeht. Denn eines ist sicher: Rekorde allein machen noch keine glückliche Insel.
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