Mallorca im Januar, die Luft ist klar, die Entscheidungen weniger. Noch im Oktober 2024 hatte die konservative Ministerpräsidentin Marga Prohens angekündigt, die Steuer für nachhaltigen Tourismus – besser bekannt als Touristensteuer – in den Sommermonaten anzuheben. Die Maßnahme sollte nicht etwa die Kassen der Balearen füllen, sondern als klare Botschaft dienen: weniger Massentourismus, mehr Nachhaltigkeit.
Doch nun, nur wenige Monate später, scheint von diesem „mutigen Schritt“ nicht mehr viel übrig zu sein. Auf der Tourismusmesse Fitur in Madrid erklärte Prohens überraschend, dass die Zeit für die Umsetzung zu knapp sei. Der Plan? Erstmal verschoben. „Es muss Limits geben und es müssen Maßnahmen eingeführt werden, um das Wachstum zu stoppen“, betonte sie im Gespräch mit esRadio. Aber: Man wolle die Steuererhöhung nicht ohne Absprache durchdrücken.
Warten auf den Runden Tisch
Die Ministerpräsidentin kündigte an, zunächst die Ergebnisse des Runden Tisches zur Zukunft des Tourismus abzuwarten, der am 27. Februar erneut tagen wird. Dort sollen verschiedene Akteure über Maßnahmen zur Eindämmung des Massentourismus diskutieren. Erst danach wolle man weitersehen – und das ursprünglich für Februar geplante Dekret mit Notfallmaßnahmen verschieben.
Zu den geplanten Maßnahmen gehörte neben der Erhöhung der Touristensteuer auch eine Anhebung der Abwassergebühren für Großverbraucher. Was aus diesen Ideen wird, bleibt vorerst unklar.
Geteilte Reaktionen: Lob und Kritik
Die Ankündigung der Steuererhöhung im Herbst hatte bereits für hitzige Diskussionen gesorgt. Der Hoteliersverband Fehm kritisierte die Pläne scharf: „Man bestraft damit nur die Urlauber, die sich für legale Angebote entscheiden.“ Zudem sei eine solche Maßnahme kein Zeichen von Handlungsfähigkeit, sondern ein unnötiger Eingriff.
Ganz anders sahen das die Ferienvermieter: Sie begrüßten die Idee, da eine höhere Touristensteuer ihrer Meinung nach den „minderwertigen“ Tourismus zurückdrängen könnte. Weniger billige Partytouristen, mehr Rücksicht auf die Insel – ein Ansatz, den viele von ihnen unterstützen würden.
Ein Balanceakt für Mallorca
Der strategische Rückzug von Prohens zeigt, wie schwer es ist, einen Mittelweg zwischen Umwelt, Wirtschaft und Tourismus zu finden. Einerseits rufen viele Einheimische und Umweltorganisationen nach sofortigen Maßnahmen gegen die Überlastung. Andererseits bleibt der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle der Insel – ein riskantes Spiel mit der Balance.
Fazit: Ein verschobener Neustart?
Ob die Ministerpräsidentin die angekündigten mutigen Schritte tatsächlich wagt, bleibt vorerst ungewiss. Klar ist nur: Mallorca steht weiterhin vor großen Herausforderungen, um den Tourismus nachhaltiger zu gestalten und gleichzeitig die wirtschaftlichen Interessen zu wahren. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob aus dem strategischen Rückzug doch noch eine richtungsweisende Entscheidung wird.
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