Palma de Mallorca zieht die Zügel an: Mit strengeren Verhaltensregeln will die Stadt nicht nur Sauberkeit und Ordnung schaffen, sondern auch das soziale Miteinander fördern. Bürgermeister Jaime Martínez präsentierte am Mittwoch (27.11.) die neuen Benimmregeln, die ab Februar 2025 für die gesamte Stadt, einschließlich der Playa de Palma, gelten sollen. Mit Strafen von bis zu 450.000 Euro und Maßnahmen von Mediation bis Strafverfolgung soll Palma Vorbildcharakter beweisen – oder zumindest Chaos und Unordnung eindämmen.
„Wohnmobile sind keine Wohnungen“
Wohnwagen und Campingmobile, die bisher oft als letzter Ausweg in der Wohnungsnot dienten, sind künftig auf öffentlichen Straßen unerwünscht. Übernachten darin? Verboten. Stehen sie zu lange am gleichen Ort, drohen Strafen von 750 bis 1.500 Euro. “In Palma lebt man in Wohnungen, nicht in Wohnmobilen”, stellte Martínez klar. Auch die informellen Wohnwagensiedlungen, die sich etwa in Son Hugo und Es Carnatge gebildet haben, sollen aufgelöst werden. Allerdings kündigte der Bürgermeister an, Härtefälle sensibel zu behandeln und Betroffene an die Sozialdienste weiterzuleiten.
Geführte Touristengruppen: Kleiner, leiser, ordentlicher
Die beliebten Stadtführungen müssen sich ebenfalls umstellen: Künftig dürfen Gruppen maximal 20 Personen umfassen – bei Segways oder Fahrradtouren sogar nur vier. Lautsprecher und Megafone sind tabu. Verstöße werden mit bis zu 750 Euro geahndet. Fremdenführer sind verpflichtet, ihre offiziellen Ausweise sichtbar zu tragen.
Elektroroller: Jetzt mit Helm und Versicherung
Die Benimmregeln greifen auch bei der Nutzung von Elektrorollern durch: Helmpflicht, eine Haftpflichtversicherung mit mindestens 120.000 Euro Deckung und Fahrverbote auf Gehwegen und in Parks. Wer gegen die Regeln verstößt, riskiert Bußgelder von bis zu 600 Euro oder die Stilllegung des Fahrzeugs. Roller dürfen nur auf Straßen bis Tempo 40 und Radwegen fahren – und dabei eine Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h nicht überschreiten.
Kein Platz für Schmierereien
Graffiti-Schmierereien gelten künftig als schwerwiegende Verstöße und werden mit bis zu 3.000 Euro geahndet. Minderjährige Graffitikünstler müssen sich auf Haftung durch ihre Eltern einstellen. Die Stadt will zudem stärker gegen unzulässige Werbung vorgehen: Wer Plakate, Aufkleber oder Leuchtreklame anbringt, muss mit Strafen bis zu 6.000 Euro rechnen.
Verbotene Glücksspiele und Alkoholexzesse
Auch Hütchenspiele und andere illegale Glücksspiele stehen im Fokus: Bußgelder zwischen 30.000 und 450.000 Euro sollen dem Treiben ein Ende setzen. Der Alkoholkonsum auf öffentlichen Plätzen ist untersagt, wenn er die Nachbarschaft stört oder die öffentliche Ordnung gefährdet. Strafen von bis zu 1.500 Euro sind vorgesehen.
Öffentliche Hygiene: Konsequenzen für „Wildpinkler“
Urinieren oder Spucken in der Öffentlichkeit wird künftig teurer: Für kleinere Vergehen drohen Bußgelder bis 750 Euro, für größere – wie das Verrichten des großen Geschäfts – bis zu 1.500 Euro. Auch der Zutritt zu Parks außerhalb der Öffnungszeiten wird bestraft.
Ein Zeichen setzen – aber mit Fingerspitzengefühl
Bürgermeister Martínez betonte, dass die neuen Regeln keine reine Strafmaschine sein sollen. Besonders bei sozial schwachen Personen und Minderjährigen will die Stadt zunächst auf Mediation und Aufklärung setzen, bevor Strafen verhängt werden. Die Frist für Einsprüche und Änderungen durch die Stadtratsfraktionen läuft noch bis Ende des Jahres.
Palma: Zwischen Ordnung und Feingefühl
Mit den neuen Regeln zeigt Palma, dass es keine Scheu hat, durchzugreifen – doch die Umsetzung wird Fingerspitzengefühl erfordern. Die Balance zwischen härteren Strafen und sozialer Verantwortung bleibt eine Herausforderung. Ob sich die neuen Maßnahmen durchsetzen, wird das kommende Jahr zeigen.
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