Es klingt fast wie ein Widerspruch: Mallorca hat 2023 neue Rekorde in Sachen Besucherzahlen und Arbeitslosenquote aufgestellt, doch ausgerechnet bei den Gehältern ging es abwärts. Wie das spanische Statistikinstitut INE meldet, sanken die Bruttoeinnahmen der Arbeitnehmer auf den Balearen im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 74 Euro. Damit rutschte die Inselgruppe im nationalen Gehaltsvergleich erstmals unter den landesweiten Durchschnitt – eine Entwicklung, die Fragen aufwirft.
Von der Spitze ins Mittelfeld
Noch vor wenigen Jahren zählte die Inselwelt zu den Top-Regionen Spaniens, was Gehälter betrifft. Doch 2023 landeten die Balearen auf Platz acht im regionalen Ranking. Das Durchschnittsgehalt lag bei 2.237 Euro im Monat, verglichen mit 2.311 Euro im Vorjahr. Zum Vergleich: Im Baskenland verdienen Arbeitnehmer mit 2.624 Euro weiterhin am besten, während Extremadura mit 1.915 Euro Schlusslicht bleibt.
Dass ausgerechnet eine Tourismushochburg wie Mallorca in der Gehaltsstatistik abrutscht, mag überraschen. Schließlich zieht die Insel jährlich Millionen von Urlaubern an, die Geld in die lokale Wirtschaft bringen. Doch der Tourismusboom scheint nicht ausgereicht zu haben, um die Löhne auf der Insel stabil zu halten.
Spanienweit Gehaltsanstieg – nur nicht auf Mallorca
Während auf Mallorca die Gehälter schrumpften, wuchs der Verdienst der Arbeitnehmer im übrigen Spanien deutlich. Durchschnittlich stiegen die Bezüge um 7,3 Prozent auf 2.273 Euro brutto im Monat – ein Rekord seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2006. Besonders auffällig: Der staatliche Mindestlohn, der derzeit bei 1.134 Euro liegt, ist seit 2018 um beeindruckende 54 Prozent gestiegen. Davon profitieren vor allem Beschäftigte mit geringer Qualifikation – ein Bereich, in dem auf Mallorca viele Jobs im Gastgewerbe und der Tourismusbranche angesiedelt sind.
Ungleichheiten bleiben
Die Statistiken offenbaren nicht nur regionale Unterschiede, sondern auch soziale Gräben. Frauen verdienen weiterhin deutlich weniger als Männer: Rund 40 Prozent der Frauen verdienen weniger als 1.534 Euro brutto im Monat, während dies nur auf 20 Prozent der Männer zutrifft. Arbeitnehmer mit unbefristeten Verträgen kommen durchschnittlich auf 2.363 Euro monatlich, während befristete Angestellte mit 1.832 Euro auskommen müssen.
Woran liegt der Rückgang auf den Balearen?
Der Gehaltsrückgang auf den Balearen ist schwer zu erklären. Experten vermuten, dass die steigenden Lebenshaltungskosten auf der Insel und die starke Abhängigkeit vom Tourismus eine Rolle spielen. Saisonabhängige Beschäftigung und der Wettbewerb um niedrigere Kosten in der Gastronomie und Hotellerie könnten weitere Faktoren sein.
Gleichzeitig steigen die Mieten in den touristischen Hochburgen weiter, was die Reallöhne zusätzlich belastet. Und so bleibt die Frage: Wie kann die wirtschaftliche Dynamik der Insel genutzt werden, um auch die Arbeitnehmer fair zu entlohnen?
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